Aquarell-Serie + Texte
Mit den Aquarellen der Folge „Souvenirs“, einem Ring etwa, einem Tattoo, einer Fotografie oder einem Fingerhut, erweist sich die Frankfurter Künstlerin auch als Sammlerin von gleichsam aufgelesenen Geschichten, von Erinnerungen, wie sie in die meist schlichten, alltäglichen und mitunter gänzlich unscheinbaren Gegenstände eingelassen sind. Die von Hildegard etwa, die seit dem Tod Ihres Mannes auch seinen Ehering am Finger trägt, oder die von Maria, deren Eltern aus Familien stammten, die sich offenbar nicht leiden mochten. Und deren Fotografien daher, sei es aus Respekt oder aus Aberglaube, bis heute in verschiedenen Zimmern von Marias Wohnungen hängen. Und keineswegs zuletzt ist da die Malerei gewordene und seltsam melancholisch stimmende Geschichte, die mit dem Satz beginnt, den Hans sich in die Haut über dem Herzen stechen ließ: „find what you love and let it kill you“. Berührender, zärtlicher, empathischer aber auch als in der Serie der zarten Aquarelle war die Kunst von Mirta Domacinovic womöglich nie.
Christoph Schütte
SCHÜTTE, Christoph: Süß wie Honig, Mirta Domacinovic im Haus der Stadtgeschichte, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 238, 2019, S.38.