Malerei

Nidda Altarm/ 2021/ Acryl und Öl auf Nessel/ 90x248cm 4x(90x60cm)

Am WasserUrbanesNatur purStilllebenKinderPortraitsSpiegelung

Mirta Domacinovic lebt in Frankfurt-Bonames, am Rande eines ehemaligen Flughafens, der heute als Freizeitgelände genutzt wird. Aus der Nähe beobachtet sie, wie sich die Natur dort wieder Raum greift, wie die alten Betonplatten unter dem Druck feinster Pflänzchen bersten, wie es sprießt aus allen Poren und die Renaturierung fortschreitet. An der nahen Nidda haben sich Biber niedergelassen, sie nagen die Bäume von unten an bis sie umfallen und sie sie für ihre kunstvollen Deicharchitekturen nutzen können. Beim Paddeln flussauf- und flussabwärts kann die Künstlerin beobachten, wie angstfrei sich die Biber im Wasser bewegen – auch sie haben sich ein Terrain wiedererobert, das lange nicht mehr Wildnis war und es jetzt doch wieder wird.
Überhaupt: das Beobachten. Es ist das Hauptthema in Mirta Domacinovics Werken. Sie malt die Natur mit ihren Kontrasten und Kontrapunkten, das gelbe Wasser und das lila-auberginefarbene Gehölz. Diese Farbpalette kennen wir von Monets Heuhaufen genauso wie von Van Goghs frühem und Ernst Ludwig Kirchners spätem Expressionismus. In der Uferlandschaft fängt sich der Blick des Betrachters, dieser Blick, der gerade aus dem Fluss auftaucht, fast noch unter bräunlich-gelblichem Wasser, er verfängt sich in den weißen Aufhellern des Gehölzes, die ihm fast entgegenspringen und so der Szenerie Räumlichkeit verleihen. Die Düsternis einer Höhle lebt auf im Licht, sie erhält dadurch Wärme und wirkt nicht mehr bedrohlich.
Und doch bleibt die Natur als Wildnis alles beherrschend. Nicht unbedingt die unberührte Natur, es ist vielmehr dieser Gedanke der Renaturierung, der die Künstlerin fesselt, die Zurückeroberung eines offenbar fehlgenutzten Terrains.

Dr. Rosita Nenno

NENNO, Rosita: Warmer Sommerregen auf meiner Haut, Gedanken von Dr. Rosita Nenno zu Mirtas Bildern, in: Warmer Sommerregen auf meiner Haut, Offenbach/M., Darmstadt, 2019, S.4-5.